2020-09-09 16:14

VOY!

habt ihr schon mal diesen Ausruf gehört? Bevor ich am Freitag die Blindenfußballer*innen des FC St. Pauli kennengelernt und mit Ihnen trainieren durfte, kannte ich diesen Ruf nicht. Uns und vor allem Bü wurde im Rahmen des Testspiels gegen die Fußballer klar wie wichtig dieser Ruf sein kann. Denn unser Torwart Bü, der ganz nebenbei bemerkt, eine super Figur bei Fußball spielen gemacht hatte, wurde im Spiel einmal von Serdal nieder gestreckt und wollte sich direkt beschweren. Bü: „Foul“! Serdal: „Du hast aber gar nicht voy! gerufen“!

Denn VOY! dient im Blindenfußball der Orientierung! Da die Spieler*innen nicht sehen, brauchen sie ein akustisches Signal: voy! eben. Es war spannend zu sehen und zu hören, wie acht Akteure auf dem Platz umherlaufen und permanent voy! rufen, um zu wissen, wo sie selbst und auch die Mit- und Gegenspieler*innen sich befinden.

Darüber hinaus haben die Torleute im Blindenfußball neben dem Halten der Bälle noch die Abwehr zu organisieren! Die Torleute sind Sehend. Und da schließt sich der Kreis, denn unsere Flügelzange bei der 4. Herren des FC St. Pauli Handball, Sven und Matze, fungieren beim Blindenfußball als Torhüter. Und so kam es, dass wir Freitag unser Training an den Borgweg verlegt haben und dem Blindenfußballteam als sehender Testspielgegner dienten. Damit das auch für das Fußballteam ein echtes Testspiel wurde, gab uns der Trainer (Wolf) noch ein paar Regeln mit auf den Weg, sonst wären wir als Sehende zu sehr im Vorteil gewesen. So mussten wir den Ball nach Annahme kurz zwischen den Füßen pendeln lassen, um ihn hörbar zu machen.

Neben der Tatsache, dass es uns unfassbar viel Spaß gemacht hat gegen das Team zu spielen, war es auch eine ungemein tolle Erfahrung, die wir machen durften. Die Spielerinnen und Spieler sind super drauf und phasenweise hatten wir beim Spiel nicht das Gefühl, dass sie nicht sehen können. Die Ballbehandlung, die Bewegungen auf dem Spielfeld und die Schnelligkeit unserer Gegner war enorm und hat uns alle beeindruckt.
Wir sind aber nicht nur zum Borgweg gefahren, um als Testspielpartner zu fungieren, sondern wir wollten auch selbst die Erfahrung machen, nicht sehend Fußball zu spielen!

Wir haben mit Sven und Serdal im Anschluss des Testspiels noch eine so genannte Sensibilisierungseinheit gemacht. Wahnsinn, alle waren völlig geflasht! Und in meiner Funktion als Trainer fand ich die Kommunikation, die es braucht um „blind“ spielen zu können, enorm.

Wir haben es am Ende der Sensieinheit sogar geschafft ein kleines Spiel zu machen, blind versteht sich.
Ich hoffe, ich konnte meine und unsere Begeisterung hier transportieren und hoffe, dass auch andere Teams mal die Möglichkeit wahrnehmen können mit dem Team der Blindenfußballer zu trainieren.

Vielleicht eine Sache noch zum Schluss: Feedback!!! denn das ist ein ganz wichtiges Element, an sich überall, aber beim Blindenfußball findet es mehrmals während des Trainings statt und vor allem am Ende, wo sich alle Beteiligten versammeln und ihre Eindrücke und Gefühle schildern. Für mich, so wie ich es am Freitag erlebt habe, ein ganz tolles Element im Sport!

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