2022-12-13 00:10

FC St. Pauli 5 - SC Teutonia 10 Hamburg 26:26 (17:11)

10.12.2022, 16:00, Thedestraße

 

Die kleinen Dinge

Hinterher hatten wir noch Dienst beim Sieg der 3. Frauen und dann haben wir noch Pizza bestellt und die in Ruhe in der Halle gegessen, bevor wir zu den 4. Männern in die Buda umziehen wollten.

In der Thede sollte noch ein Spiel stattfinden, was man daran erkannt, daß in der einen Hallenhälfte eine große Zahl schmucker Jungs intensive Aufwärmarbeiten verrichtete – inklusive Aufwärmjacken, schrecklicher Musik, trampelnder Läufe, Händeklatschen und allerlei Wurftricks. Das war die sechste Mannschaft des TH Eilbeck.

In der anderen Hallenhälfte tat sich: nichts. Bis die Pizza fast alle war. Zwanzig vor acht tauchten dort die ersten Spieler auf und widmeten sich einem eher individuellen und sehr sparsamen Programm aus Rumpfbeugen, Rumstehen und auf-den-Korb-werfen. Älter als die Eilbeker und von tendenziell massiverem Körperbau bis hin zu der einen oder anderen Wohlstandswampe – das war die Truppe von Nikola Tesla. Der Abend versprach interessant zu werden; wir beschlossen, die Vierte erst zur zweiten Halbzeit zu besuchen.

Niemand spielt gerne gegen Nikola Tesla, aber manchen fehlt diese Erfahrung noch. Aus alter Feindschaft sympathisierten wir mit den ruppigen Jugoslawen und neigten dazu, sie leicht zu favorisieren. Die entscheidenden Fragen waren, wieviel von dem Aufwärmschneid Eilbeck über die ersten zehn Minuten retten könnte, wie lange Tesla zum warmwerden brauchen würde und wie lange ihre Puste hält.

Eilbecks Schneid hielt ungefähr fünf Minuten. Es gab wohl den einen oder anderen Konter, aber im Wesentlichen entwickelte sich der Stellungskrieg, den Tesla so schätzt: ein dicker Kreisläufer steht im Weg rum und lamentiert und aus dem Rückraum kommen abgefeimte Würfe, die den Torwart schlecht aussehen lassen. Eilbecks Deckung war dann auch noch so entgegenkommend, sich seitlich möglichst gar nicht zu bewegen, so dass der einzige bewegliche Tesla-Spieler auf Halbrechts durchbrechen konnte, wie es ihm gerade paßte. Und auch das katastrophale Rückzugsverhalten von Tesla konnte Eilbeck nicht ausnutzen.

Als wir nach zwanzig Minuten aufbrachen, stand es unentschieden, aber man durfte guter Hoffnung sein, dass für Tesla was geht, denn mittlerweile waren sie warm. Am Ende gewannen sie mit 35:24.

Unser eigenes Spiel hatte ich etwas seltsam gefunden. Es gab keinen Grund, Teutonia zu unterschätzen – außer vielleicht den Halbzeitstand. Und am Ende konnten wir heilfroh sein, dass wir überhaupt noch einen Punkt behalten durften.

Unsere 6 Tore Vorsprung zur Pause waren eigentlich eine Frechheit. Wir waren vielleicht ein ganz kleines bißchen besser gewesen als Teutonia – bis zu dieser Auszeit kurz vor Ende der Halbzeit, in der Felix die Abwehr ermahnte, die Hacken am Kreis zu halten. Mein Eindruck war, dass diese Maßnahme Teutonia etwas verwirrt hat; vielleicht waren die folgenden Ereignisse aber auch reines Glück. Michi Hell warf ein Tor und ein Teutone kassierte 2 Minuten. In den verbleibenden dreieinhalb Minuten zogen wir von 12:10 auf 17:11 davon – meistenteils durch Konter, die Flo traumhaft sicher einlochte – den letzten mit dem Pausenpfiff.

Aus der Pause kamen wir etwas bräsig, kassierten unsererseits eine Zeitstrafe und ließen sie erstmal auf zwei Treffer rankommen. Dann war’s aber auch gut mit unterschätzen, so mein Eindruck, denn für ein Weilchen haben wir uns wieder abgesetzt und der eigentlich starke Aufbauspieler von Teutonia begann, wild an unserem Tor vorbeizuballern.

Schließlich hatte er ein Einsehen und ließ das Ballern sein, weil’s halt nicht klappte. Das war eine der kleinen Veränderungen bei Teutonia – gegen die habe ich auch nichts einzuwenden. Die andere kleine Veränderung war, dass sie Renke in Manndeckung nahmen. Damit zogen sie unserem Angriff effektiv den Stecker – bis hin zu unseren eigentlich überragenden Außen, die kaum noch Bälle bekamen, weil wir sie irgendwie aus dem Blickfeld verloren hatten. In der Offensive schaffte es Teutonia jetzt wieder öfter, seinen Halblinken in eine Position zu bringen, aus der er mit achtzig Sachen auf die Abwehrmitte zurauschen konnte. Dann aber war der echt schwer zu stoppen.

Die Zeit ist nicht dein Freund, wenn der Gegner dich ausgekuckt hat. Ich will jetzt nicht sagen, daß uns die Cleverness fehlte, im Angriff oder in der Abwehr entschlossene Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Sie konnte sich aber wohl nicht so recht gegen andere Überlegungen durchsetzen und so schwamm uns ein Fell nach dem anderen davon. Drei Minuten vor Spielende lagen wir plötzlich mit zwei Toren zurück.

Rettung brachte wieder eine Auszeit kurz vor Schluß. Im zweiten Versuch funktionierte der abgesprochene Spielzug und dann haben wir tatsächlich in Unterzahl noch einen Siebenmeter rausgeholt, den Bene sicher über den linken unteren Innenpfosten verwandelte. Danach gab’s noch Riesenaufruhr, weil die Zeitnehmer sich mit dem Pfiff für die folgende Auszeit von Teutonia angeblich zu viel Zeit gelassen hatten – zehn Sekunden vor Schluß machen fünf Sekunden einen Unterschied. Am Ende konnte Teutonia aber trotz einigem Geschimpfe über Zeitnehmer und Schiri mit dem Unentschieden genauso zufrieden sein wie wir. Man muß sich über die kleinen Dinge freuen können.

 

(arne)

Es spielten: Malte S., Nils, Michael H., Holger, Renke, Max G., Borsty, Piet, Flo, Simon, Bene, Kurt, Felix (Coach), Wilde (Coach)

 

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