2023-02-16 14:24

TH Eilbeck - FC St. Pauli 2 29:37 (13:16)

Auswärtsspiel am 11.02.23 um 20:00 Uhr im Steinhauerdamm

Alles muss man selber machen...

Als mich am Donnerstag Abend die Nachricht ereilte, dass zum Spiel am Samstag nur 9 Spieler im Kader stehen, war ich grade auf der Jahresausstellung der HFBK. Ihr könnt euch vorstellen, dass meine Laune da ohnehin schon nicht die Beste war. Lasse fragte mich, ob ich nicht wenigstens für 10 Minuten spielen könnte. Erst fragte ich meine Knie, dann fragte ich Dennis. Ich bin davon ausgegangen, dass er sagen wird: "Auf keinen Fall, du hast seit 8 Monaten nicht gespielt und bist auch ein bisschen Fett geworden!" Zu meiner Überraschung war die Antwort aber: "10 Minuten? Dann definitiv!"

Die 2. Männer hatten tatsächlich schon länger nicht mehr gewonnen und mussten langsam ihren Blick gen Abstiegsplatz richten. Das zu ändern war eigentlich eine willkommene Herausforderung für mich, aber wie soll ich mit 2 angerissenen Patellasehnen den Karren aus dem Dreck ziehen? Nichtsdestotrotz schwang ich mich voller Vorfreude Samstag auf mein Fahrrad gen Eilbeck.

Das Knie hielt beim Warmmachen wunderbar und nach anfänglichen Problemen bei der Trikotwahl ging das Spiel endlich los. Zu meiner Überraschung nahm unser bester Spieler und für diesen Tag eigens aus dem Lazarett geholt, erstmal auf der Bank platz. Wie soll ich von hier aus auch nur irgendwie den Karren aus dem Dreck ziehen?! Allerdings merkte ich bei meinen Mitspielern eine gewisse Lockerheit, die uns bei den letzten Spielen abhanden gekommen war. Vielleicht fühlten sie sich einfach sicherer in dem Wissen, was für eine Waffe noch auf der Bank schlummert.

Kurz vor Ende der Halbzeit wurde ich dann endlich eingewechselt. Der Trainer wollten mir noch irgendwelche Ansagen machen, doch ich legte nur den Finger auf meine Lippen und Küste ihm auf die Stirn. Ich weiß schon, was ich zu tun habe. Tatsächlich scheiterte dann mein erster Torwurf ganz knapp, der gegnerische Torhüter musste sich dafür aber auch zu einer Weltklasse Parade hinreißen lassen.

Mit einer knappen Führung gingen wir in die Pause.

Zu Beginn der zweiten Hälfte wollte mich der Coach schon wieder auswechseln. Bevor er das aussprechen konnte legte ich allerdings den Finger erneut auf meine Lippen und küsste ihm die Stirn. Ich weiß schon was ich zu tun habe.

Und tatsächlich kurz nach Wiederanpfiff warf ich das entscheidende Tor, was mich dazu veranlasste beim Torjubel eine kleine Ehrenrunde zu drehen, damit jeder noch Mal einen Blick darauf werfen konnte, wie Peak Performance in Menschenform gepresst von nahem aussieht.

Kurz darauf wurde ich ausgewechselt, ich wollte dem Knie nicht zu viel zu muten. Den Ferrari prügelt man ja auch nicht bei der ersten Ausfahrt, nach der Winterpause in der beheizten Garage, bis ans Limit.

Man muss das Kind beim Namen nennen: Das Spiel litt unter meiner Auswechslung. Es wirkte fast als wäre ich nicht nur ausgewechselt worden, sondern als würden wir plötzlich mit nur noch 4 Mann spielen. Natürlich kam das was kommen musste. Eilbeck schaffte den Ausgleich. Der Trainer coachte sich in Rage, seine Worte überschlugen sich.

Ich erkannte die Situation, stand auf, ging zum Coach, legte den Finger auf meine Lippen und küsste ihm die Stirn. Ich weiß schon was ich zu tun habe. In solchen Spielphasen ist es wichtig die richtigen Worte zu finden und nicht nur hohle Phrasen aufs Feld zu werfen. Ich hielt kurz inne und überlegte mir, was ich dem Team in dieser Situation mitgeben kann. Die Worte fanden von selbst den Weg aus meinem Mund: "Kopf hoch, Jungs! Weiter kämpfen!" Die Message kam sofort an, wir berappelten uns und kamen zurück in die Siegerspur. Gegen Ende kamen wir noch zu ein paar einfachen Toren, daher spiegelt das Endergebnis nicht die Dramatik wieder, die wir an dem Abend unseren mitgereisten Fans boten.

Und so gelang es mir tatsächlich mal wieder, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Gern geschehen, Jungs, den Rest schafft ihr dann hoffentlich ohne mich.

Beste Grüße,
Euer Lieblingsspieler

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