2022-11-25 17:26
Vintage – HSG Elbvororte 27:21 (12:12)
20.11.2022, 18:00, Thedestraße
Ächz, Keuch, Jubel!
Am Sonntag war Handball. Mittlerweile (Donnerstag) hab’ ich mich so weit erholt, dass ich wieder schreiben kann.
Vergeßt all die strammen Jungs, die schwerelos über die Abwehr schweben und aus 10 Metern eine Fackel in die Ecke zimmern. Vergeßt die pfeilschnellen Knaben, die 2 Sekunden nach dem Block den Konter versenken. Nirgends schlägt das Herz des Handballs heißer als bei den alten Säcken.
Das sind Männer, die alles erreicht haben: Haus gebaut, Baum gepflanzt, Kind gezeugt, Kind durch die Gegend geschoben, Kind in den Schlaf gesungen, Kind eingeschult, mit Kind Hausaufgaben gemacht, Kind zum Konzert ins Logo gebracht, Kind die Tätowierung ausgeredet, Umzug mit Kind zum Studieren, Umzug mit Kind wieder zurück und und und… – und trotzdem kennen sie Sonntagabend nicht schöneres, als geschmeidig ein paar Bälle zu werfen und den nicht minder alten Säcken von der HSG Elbvororte den Schneid abzukaufen.
Schon wahr – die Adrenalinproduktion dauert im Alter etwas länger. Wenn sie aber in Gang gekommen ist, dann holen die alten Herren wirklich alles aus sich heraus – obwohl schon seit 10-15 Jahren kaum noch etwas drin ist. Weil es nämlich einfach nicht sein kann, das erste echte Spiel der Saison nicht zu gewinnen. Verdammt harte Arbeit war das gegen das renitente Pack aus dem Westen. Nach einer Dreiviertelstunde anstrengender Rennerei schließlich war unser Adrenalinpegel hoch genug, daß die Elbvororter dem nichts mehr entgegenzusetzen hatten.
Der Sache nicht abträglich war sicherlich, daß ihr halber Rückraum das unmittelbar vorangehende Bezirksligaspiel gegen die fünfte mitgemacht (und auch das schon verloren) hatte. Da haben die Körner offenbar nicht mehr für die Crunchtime gereicht. Ich hatte bei der fünften zum Glück nur auf der Bank gesessen und Andrés Spiel mit der sechsten war schon ein paar Stunden her.
Aber Hand aufs Herz – wir waren auch einfach zu gut. Wir waren derart gut, dass wir sogar aus dem Rückraum getroffen haben. Und als sie am Ende an unserer Betonabwehr verzweifelten, haben wir einen Konter nach dem anderen versenkt – pfeilschnell und gnadenlos.
Das ganze hätte sicher noch mehr Spaß gemacht, wären wir nicht etwas knapp mit Leuten gewesen. Ab einem gewissen Alter steigt die Belastung des Kaders durch langwierige Zipperlein merklich; der eine hat Fuß, der andere Rücken, ein dritter Corona oder Schnupfen (vom Kind). Man braucht da einfach eine große Reserve.
Also: wenn du schon alles erreicht hast im Leben – Haus, Baum, Kind, Spielerpaß für St. Pauli, den 40. Geburtstag – dann horche in dich (Haus, Baum und Kind sind optional). Dir fehlt was. Du unterdrückst es nur. Laß die süße Leidenschaft in dein Herz zurückkehren. Pack dir ein braunes Trikot ein, deine Sprunggelenkorthese, was zu trinken und Tape für die Gichtfinger und begleite uns zu unserem nächsten Spiel ins schöne Rosengarten.
Mit denen haben wir noch ein Hühnchen zu rupfen.
(arne)
Es spielten: Johannes, Krause, Carsten, Felix, Tom, Christian, André, Arne, Helge, Engel, Wolle (Coach)